New York: Die Profiteure des Aufschwungs
Wie die Terroranschläge vom 11. September 2011 die Stadt New York, ihre Bewohner und die Unternehmenslandschaft in der Ostküsten-Metropole verändert haben.
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von Tim Schäfer, €uro am Sonntag
Noch immer reißt die riesige Baustelle dort, wo einst das World Trade Center stand, ein Loch ins Stadtbild. Der neue Wolkenkratzer, der hier entsteht, ist erst zur Hälfte fertig. Der Riese aus Stahl, Glas und Beton soll 541 Meter in die Höhe ragen und damit das höchste Gebäude der USA werden – zugleich auch Denkmal für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 und trotziges Symbol des amerikanischen Patriotismus: der Freedom Tower.
Die Arbeiten verlaufen schleppend. Schon mehrfach verschob die Eigentümergemeinschaft den Einweihungstermin des neuen Wahrzeichens. Nach aktuellem Planungsstand wird der Koloss seine Tore nicht vor 2013 öffnen. Aber schon heute zieht das vom amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind im Stil eines Obelisken geplante Gebäude Besucher in Scharen an. Allein das zeigt, dass die Megametropole den schlimmsten Schock ihrer Geschichte überwunden hat.
Unmittelbar nach den Terrorattacken auf das World Trade Center kehrten die Touristen der Stadt den Rücken. Die sonst meist ausgebuchten Hotels waren plötzlich nur noch zu 40 Prozent ausgelastet. Auch die New Yorker fürchteten neue Anschläge – und den asbesthaltigen Staub, der sich nach dem Einsturz der Zwillingstürme wie eine Glocke über das südliche Manhattan gelegt hatte.
20.000 Anwohner zogen weg. Aus Furcht oder um den schrecklichen Erinnerungen jenes Tages zu entkommen. Firmen folgten ihnen und wichen ins Umland aus: Nach Connecticut, nach New Jersey City oder wenigstens nach Midtown. 65.000 Arbeitsplätze verschwanden, 18.000 überwiegend kleine Geschäfte schlossen, darunter auch Hunderte von Restaurants und Cafés.
Vermieter von Gewerbeobjekten sahen nach Jahren des Leerstands nur eine Chance zu überleben: Indem sie Bürogebäude in Wohnkomplexe umwandelten. Um mit den begehrten Gebieten in Chelsea, der Upper West oder Upper East Side konkurrieren zu können, entstanden schicke Wohnanlagen, meist mit Fitnessraum und Dachterrasse.
Trotz aller Annehmlichkeiten und erheblich günstigerer Mieten als in anderen Stadtteilen wuchsen die Leerstände. Vermieter gerieten immer stärker unter Druck. Bis zu sechs Monate mietfreies Wohnen boten einige für den Abschluss eines neuen Vertrags – und fanden dennoch keine Interessenten.
Wer vor einigen Jahren nach 19 Uhr durch das Viertel lief, blieb meist für sich. Die Straßen waren wie leer gefegt. Es gab kaum Bars, Restaurants, Lebensmittelhändler. Zur Wiederbelebung des südlichen Zipfels der Halbinsel legte die Stadtverwaltung entlang des Hudson und des East River elegante Promenaden für Fußgänger und Radfahrer an.
Mehr als 100 Millionen Dollar investierte Bürgermeister Michael Bloomberg seit dem Jahr 2002 in etwa 20 Parkanlagen. In einigen Parks stehen noch immer die Bagger. An der Fulton Street, in unmittelbarer Nähe von Ground Zero, entsteht gerade ein nagelneuer U-Bahn-Knotenpunkt. Schützenhilfe erhielt das Rathaus von der Alliance for Downtown New York. Die Interessengemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, den historischen Stadtteil zu revitalisieren.
Zehn Jahre nach den Terrorakten weicht das Unbehagen langsam aus den Köpfen der Einwohner Manhattans. Die Südspitze der Metropole erlebt eine Renaissance. Neue Gebäude und Geschäfte entstehen praktisch an fast jeder Ecke. Baustellen, so weit das Auge reicht. Arbeiter, Lastkraftwagen, Kräne und schwere Baumaschinen dominieren das Straßenbild. Insgesamt flossen in den vergangenen Jahren private und staatliche Gelder in Höhe von 30 Milliarden Dollar in den Wiederaufbau.
18 Hotels haben sich angesiedelt, dreimal so viele wie vor den Anschlägen. 56.000 Menschen leben südlich der Chambers Street, doppelt so viele wie vor einem Jahrzehnt, rechnet die Alliance for Downtown New York in ihrem Zwischenbericht stolz vor. Die Gegend um den neuen Freedom Tower ist bereits vor dessen Inbetriebnahme das viertgrößte Wirtschaftsviertel der USA und eine der am schnellsten wachsenden Wohngegenden geworden.
Vor allem Familien schätzen die ruhige, gepflegte Nachbarschaft samt Schulen. „Es gibt noch viel zu tun, aber wir wissen, Lower Manhattan wird weiter wachsen und gedeihen“, heißt es bei der Alliance. Im Schnitt liegt das Haushaltseinkommen hier bei 143.000 Dollar jährlich, was dem Doppelten des Durchschnitts in Manhattan entspricht.
Auf der Stone Street haben sich Gastwirte zusammengetan und Bierbänke auf die alten Pflastersteine gestellt. Der Bezirk ist mit seiner 400-jährigen Geschichte so etwas wie die Altstadt New Yorks. Die an vielen Stellen verschlungenen Gassen von Lower Manhattan haben viele Geschichten erlebt – während der Amerikanischen Revolution oder im Börsenhype der 90er-Jahre. Auch Künstler wie Robert Rauschenberg und Jackson Pollock fanden hier ein Zuhause.
Am Feierabend treffen sich heute Banker und Geschäftsleute, um den Arbeitstag bei einem Bier und frisch gegrillten Hamburgern ausklingen zu lassen. An den warmen Sommerabenden ist es nicht einfach, einen freien Platz zu ergattern. Gegenüber liegt der ehemalige Stammsitz von Goldman Sachs. Die führende Geschäftsbank verlegte ihren Sitz ein paar Straßenzüge weiter Richtung Nordwesten. Geblieben sind American Express, Bank of New York und die Deutsche Bank. Auch die Commerzbank erneuerte ihren Mietvertrag.
Zu den Profiteuren des Aufschwungs im neuen New York zählen auch uralte Adressen: die Immobilienfirma SL Green, die Büroflächen in Manhattan vermietet, das bei den vielen Prominenten der Stadt beliebte Edelkaufhaus Saks oder das traditionsreiche Zeitungshaus der „New York Times“. Zehn Jahre später – die Stadt lebt.
Investor-Info
SL Green Realty
New Yorks Immobilienkönig
Die Immobilienfirma entwickelt und vermietet Büroflächen in Manhattan, Brooklyn, Westchester, Connecticut und New Jersey. Insgesamt verfügt sie über 74 Objekte, 57 davon in Manhattan. Der Börsenwert ist mit 5,8 Milliarden Dollar überschaubar. 2010 summierte sich der Umsatz auf 1,1 Milliarden Dollar. Netto blieben 270,8 Millionen Dollar Gewinn hängen. Exzellent fallen die Margen aus. Das KGV ist mit 7,5 günstig. Aussichtsreich.
New York Times
Milliardär Slim deckt sich ein
Das traditionsreiche Zeitungshaus leidet wie viele andere Titel der Branche unter Auflagenrückgang, fasst aber zunehmend im Internet Fuß. 2010 ging ein Umsatz von fast 2,4 Milliarden Dollar durch die Bücher. Zwar lief im zweiten Quartal ein hoher Verlust auf. Doch neben der wieder positiven Bevölkerungsentwicklung in New York macht Hoffnung, dass Mexiko-Milliardär Carlos Slim seine Anteile im August aufstockte. Turnaround-Kandidat.
Saks
Hier kleiden sich die Promis ein
Das Edelkaufhaus ist eine der feinsten Adressen in New York. Zum Stammgeschäft zählen edle Kleidung, feinste Schuhe, teurer Schmuck, Kosmetik und Geschenke. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz von 2,6 auf über 2,7 Milliarden Dollar. Das Ergebnis drehte von minus 58 auf plus 48 Millionen Dollar. Auch hier erhöhte der superreiche Carlos Slim kürzlich seinen Aktienanteil. Der Mexikaner hat meist ein gutes Händchen.
Macy’s
Der Fels in der Brandung
Trotz Börsenbeben hält sich der Aktienkurs der Kaufhauskette recht stabil. Obwohl der Konzern vom Hurrikan Irene betroffen war, fielen die Umsätze vielversprechend aus. Im August kletterten die Erlöse bestehender Filialen um fünf Prozent. Der Gigant betreibt 850 Niederlassungen in 45 Bundesstaaten. Die Aktie ist mit einem KGV von zehn in der Tat moderat bewertet.
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15.10.2024 | Goldman Sachs Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
15.07.2024 | Goldman Sachs Buy | Jefferies & Company Inc. | |
16.01.2024 | Goldman Sachs Buy | Jefferies & Company Inc. |
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15.01.2025 | Goldman Sachs Sector Perform | RBC Capital Markets | |
15.01.2025 | Goldman Sachs Neutral | UBS AG | |
06.01.2025 | Goldman Sachs Neutral | UBS AG | |
15.07.2024 | Goldman Sachs Sector Perform | RBC Capital Markets | |
17.10.2023 | Goldman Sachs Sector Perform | RBC Capital Markets |
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06.05.2016 | Goldman Sachs Sell | Société Générale Group S.A. (SG) | |
01.03.2016 | Goldman Sachs Sell | Société Générale Group S.A. (SG) |
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